Reporter Haig Latchinian hat seine Wurzeln in Wurzen

Haig Latchinian

Im Nordosten Sachsens liegt Wurzen. Hier ist Reporter Haig Latchinian tief verwurzelt. In der Region sucht er immer wieder das Schöne – und hält es für die Leipziger Volkszeitung (LVZ) fest.

Manhattan hat eine Skyline, Frankfurt am Main ebenfalls. Wenn Haig Latchinian das englische Wort benutzt, meint er die Skyline von Wurzen. Es geht ihm das Herz auf, wenn er schon von weitem die Türme der alten Keksfabrik sieht, die Doppelspitze des Doms und daneben das Schloss.

16.000 Einwohner hat die Kleinstadt, der Lokalredakteur zeigt seitlich durchs Autofenster: „Die Auenlandschaft entlang der Mulde ist einmalig.“ Er mag die Natur – aber vor allem die Menschen.

Schlaflos im Muldental

Für seine Serie „Schlaflos im Muldental“ hat er sich ein Jahr lang donnerstags
an unterschiedlichen Orten im Landkreis einquartiert und bei Einwohnern übernachtet.
Beispielsweise in einem stillgelegten Bahnhofsgebäude, das von einem
Ehepaar bewohnt wurde.

Er hat sich mit Nonnen unterhalten und einen Filmkritiker, der Hollywood-Stars interviewt, kennengelernt. Dabei herausgekommen sind Geschichten, in denen er seine Gesprächspartner liebevoll porträtiert. Und es ist ihm gelungen, den Landkreis Leipzig als lebenswerten Ort darzustellen.

Für seine Hommage an die Heimat wurde er 2007 mit dem Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet. Er hatte damals Angebote von anderen Zeitungen. „Zu wechseln kam überhaupt nicht infrage. Ich will hier arbeiten“, sagt er. Es ist ein leidenschaftliches Bekenntnis zum Standort.

Einer, der das Schöne sucht

Haig Latchinian ist einer, der „immer wieder das Schöne sucht“. Davon gibt es genug in Wurzen: die geschmiedeten Laternen auf dem Marktplatz, die Kunstwerke auf Stelen, mit denen Wurzen seines berühmtesten Sohnes – des Schriftstellers und Malers Joachim Ringelnatz – gedenkt.

Latchinian zeigt im Museum eine goldene, reparierte Porzellantasse, die Napoleon am Vorabend der Völkerschlacht von Leipzig frustriert zu Boden geschleudert hat. Im Hier und Jetzt hat sich der LVZ-Redakteur verordnet, noch näher am Lebensalltag der Leser dran zu sein.

Dazu gehören der Bericht über gesunkene Arbeitslosenzahlen oder die Reportage über den Mann, der als fleischgewordene Ich-AG mit haushaltsnahen Dienstleistungen als Kleinunternehmer tätig ist.

Haig Latchinian: „Das hat die LVZ jetzt exklusiv.“

Noch mehr Spaß aber macht ein Thema, das genügend Potenzial hat, um mehrfach darüber zu berichten – wie die Story über Klaus Dietze. Er richtet seit neun Jahren die Deutschen Pokermeisterschaften in Leipzig aus. Im September 2018 sah Dietze die Veranstaltung jedoch in Gefahr. Die Stadt drohte, ihm den Gewerbeschein zu entziehen, da ihm eine Genehmigung vom Bundeskriminalamt fehlte.

Latchinian erkennt sofort die Tragweite, da zu der Veranstaltung an die 1.000 Teilnehmer erwartet werden. Immerhin handelt es sich um das europaweit größte Amateur-Turnier: Latchinian notiert aufmerksam mit, danach zeigt sich der 50-Jährige zufrieden. „Von der aktuellen Entwicklung weiß nur ich. Das hat die LVZ jetzt exklusiv.“

Zurück im Büro überreicht Latchinian noch ein Faltblatt, das über das Bergfilm-Festival im nahe gelegenen Höhenzug Hohburger Schweiz informiert. Es findet jährlich statt. 2018 entführte das Open-Air-Kino im August seine Besucher nach Neuseeland, Tadschikistan, in den Himalaya. In solchen Momenten sind die große, weite Welt und Wurzen kein Gegensatz. Wer fragt da noch nach Wolkenkratzern?

Weitere Einblicke in die journalistische Arbeit bei der MADSACK Mediengruppe gibt’s in der Rubrik „Journalismus“.