„Viel Freiraum für Ideen“ – Porträtreihe von Volontären

Ansgar Nehls von der Märkischen Allgemeinen

Wie leben junge Brandenburger zwischen Prignitz und Lausitz? Die Antwort gibt das multimediale Langzeitprojekt „Jugend in Brandenburg“ der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ). Volontär Ansgar Nehls erzählt, was ihn an der Arbeit daran besonders reizt.

Jugend in Brandenburg: Sieben Volontäre der Märkischen Allgemeinen Zeitung porträtieren über mehrere Jahre das Leben von sieben jungen Brandenburgern. Ob Landwirt in der Prignitz, Bowler in Jahnberge, Schülersprecherin aus Groß Machnow oder Krankenpfleger in Treuenbrietzen Das Langzeitprojekt vermittelt einen Eindruck vom Leben zwischen der Prignitz und der Lausitz.

Die Multimedia-Story Jugend in Brandenburg begleitet Friederike (16), Florian (19), Ireen (16), Paul (14), Luisa (17), Stanley (18) und Jean (18). Sie erzählen von ihrem Alltag, von ihren Träumen und ihren Problemen in Brandenburg – dem Bundesland mit der drittältesten Bevölkerung.

Als junger Mensch hat man in den Weiten der Mark Brandenburg häufig schlechtes Internet, kaum gute Clubs und selten spielen Bands vor Ort, deren Songs man bei Spotify findet. Warum sich junge Menschen trotzdem dafür entscheiden, in Brandenburg zu bleiben – das betrachtet das Projekt genauer. Der Schwerpunkt liegt im Digitalen – die Porträts erscheinen aber auch in der gedruckten MAZ.

Einer der sieben Nachwuchsjournalisten, die das Storytelling-Projekt Jugend in Brandenburg initiiert haben, ist Ansgar Nehls. Er absolviert sein Volontariat am MADSACK Medien Campus, der Journalistenschule der MADSACK Mediengruppe. Im Interview erzählt Nehls, wie er sich in Brandenburg eingelebt hat und was die größten Herausforderungen bei solch einem Langzeitprojekt sind.

Langzeitprojekt Jugend in Brandenburg – Interview mit Ansgar Nehls

In eurem Projekt geht es um das Leben jungen Brandenburger. Du kommst ursprünglich aus Niedersachsen und bist seit knapp einem Jahr Volontär bei der MAZ. Wie hast Du dich eigentlich in Brandenburg eingelebt?

Richtig gut. Das Volontariat bei der MAZ macht viel Spaß – ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit. Für mich ist das das Wichtigste. Und Brandenburg lerne ich immer noch kennen. Alleine unser Verbreitungsgebiet ist riesig groß.

Trotzdem habe ich schon einiges gesehen. Ich habe zum Beispiel in Dahmeland-Fläming mit Schäfern gesprochen, die mit Wolfsrissen zu kämpfen haben und bin mit MAZ-Lesern bei der Tour de Prignitz durch den Nordwesten Brandenburgs geradelt. Und ein Jahr meines Volontariats habe ich ja noch vor mir.

Wir seid ihr auf die Idee zum Projekt Jugend in Brandenburg gekommen?

Anfang des Jahres regte unsere Chefredaktion an, dass wir sieben Volontäre uns an einem Langzeitprojekt versuchen sollten – und dabei Jugendliche und den demografischen Wandel in den Fokus nehmen sollen. Und dann haben wir wirklich viel Freiraum für unsere eigenen Ideen bekommen.

Bei einem unserer Volontärs-Tage haben wir das Grundkonzept entwickelt und es am Nachmittag unserer Chefredaktion vorgestellt – ein bisschen wie bei einem Start-up-Pitch. Wichtig ist uns vor allem der journalistische Ansatz: Anhand von konkreten Personen können wir erzählen, wie sich dieses Bundesland verändert – und was sich noch verändern muss, damit Brandenburg eine Zukunft hat.

Das Projektteam „Jugend in Brandenburg“

Das Volontärs-Team (v.l.): Jonas Nayda, Christin Iffert, Ansgar Nehls, Christina Koormann, Annika Jensen, Victoria Barnack. Nicht auf dem Bild: Josefine Kühnel.

Wie bereitet ihr das Langzeitprojekt auf?

Herzstück des Projektes ist auf jeden Fall unser Webspecial. Da haben wir und besonders Volontärs-Kollegin Christin Iffert wirklich viel Arbeit reingesteckt. Dort, unter jugend.maz-online.de werden unsere jungen Protagonisten multimedial porträtiert.

Wir haben Videos gedreht, Karten erstellt, eine Ministerin interviewt und vor allem großartige Bilder von unserem Fotografen Friedrich Bungert bekommen. Nach und nach werden und wurden die Portraits dann auch in der Zeitung veröffentlicht. Dazu gab’s zum Start des Projekts eine Print-Doppelseite.

Nun geht es weiter: Die Jugendlichen sollen über mehrere Jahre begleitet und porträtiert werden. Ich bin gespannt, wie sie sich entwickeln. Als nächstes wollen wir die Orte, in denen sie leben, näher beleuchten – bei einem Spaziergang mit den Protagonisten durch ihre Heimat.

Wie seid Ihr auf die jungen Brandenburger, die ihr vorstellt, gekommen?

Die Suche der Protagonisten war tatsächlich am schwierigsten. Die Jugendlichen mussten erstens Lust haben und sich zweitens gleich für mehrere Jahre festlegen. Da die passenden Menschen zu finden, war nicht leicht. Einige kannten wir bereits selbst von Terminen und haben sie gezielt angesprochen. Auf andere sind wir durch die Tipps von Kollegen aufmerksam geworden.

Habt ihr eine Art Casting durchgeführt?

Unsere Protagonisten sollten jugendlich sein und Lust auf das Projekt haben. Natürlich wollten wir unterschiedliche Perspektiven betrachten: Stadt und Land, verschiedene Interessen sollten auch repräsentiert sein. Und grob wollten wir natürlich auch das gesamte MAZ-Verbreitungsgebiet abbilden. Vor allem aber haben wir normale Jugendliche gesucht. Wir wollten bewusst nicht nur Ausnahmeschüler begleiten.

Weitere Einblicke zum Thema gibt´s auf der Themenseite „Volontariat“ . Mehr journalistische Beispiele haben wir im Blog-Artikel „Multimedia-Storytelling: Sehenswerte Reportagen“ aufgelistet.

Jugend in Brandenburg: sieben junge Menschen erzählen von ihrem Leben, ihren Träumen und ihren Problemen

Welcher Protagonist fasziniert Dich am meisten?

Das schöne ist, dass wirklich jeder seine eigene Geschichte erzählt. Jean Nikisch zum Beispiel will Landwirt werden seit er ein kleiner Junge ist. Am wohlsten scheint er sich tatsächlich auf seinem Trecker zu fühlen – und wenn er Hunger hat, fährt er damit auch zu McDonalds.

Er hat sich bewusst für ein Leben auf dem Land entschieden. Ich finde das bemerkenswert. Vielleicht weil es so weit weg von meinem eigenen ist. Aber tatsächlich sind alle sieben Protagonisten des Projekts wahnsinnig interessante Menschen mit unterschiedlichen Wünschen, Hobbys, Zielen. Richtige Typen. Es hat sich gelohnt, so lange nach den richtigen Protagonisten zu suchen.

Wie habt ihr die Aufgaben bei dem Langzeitprojekt untereinander verteilt?

Jeder Volontär betreut einen der Protagonisten – und soll am Ende seines Volos an die nächste Generation übergeben. Manche betreuen sogar zwei, dafür kann ich mich dann um die Koordination oder das Webspecial kümmern.

Wie seid Ihr vorangekommen? Wo lagen die Schwierigkeiten?

Am Anfang war die Absprache bei uns untereinander gar nicht so einfach. Die Märkische Allgemeine Zeitung hat ein riesiges Verbreitungsgebiet. Deshalb gibt es kaum Tage, an denen wir uns alle sehen und absprechen konnten. Aber über unseren Messenger Stashcat, mit Mails und vielen Telefonaten ging es. Das brauchte ein bisschen Zeit.

Aber mittlerweile sind wir gut eingespielt. Ein bisschen hat mir da auch meine Erfahrung bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung in Hannover geholfen – hier habe ich jahrelang die „Zeitung in der Schule“-Jugendredaktion betreut.

Und was reizt Dich an dem Projekt am meisten?

Ich bin vor allem darauf gespannt, die Jugendlichen über mehrere Jahre zu begleiten. Im Zeitungsalltag lernen wir die Protagonisten unserer Artikel häufig nur kurz, für eine Geschichte kennen. Jetzt haben wir die Möglichkeit mal richtig lange drauf zu gucken. Ich würde gerade gerne ein paar Jahre vorspulen und sehen, welche der Jugendlichen dann in Brandenburg geblieben sind.

Das Interview führte Gunnar Müller. Er ist Volontär bei der Segeberger Zeitung und absolviert seine Ausbildung ebenfalls am MADSACK Medien Campus.

Mehr Einblicke in die journalistische Ausbildung bei der MADSACK Mediengruppe gibt´s auf der Themenseite „Volontariat“. Weitere redaktionelle Beispiele haben wir im Blog-Artikel „Multimedia-Storytelling: Sehenswerte Reportagen“ aufgelistet.