Frag Lisa! – Per WhatsApp im Leserdialog

Lisa Malecha im Leserdialog

Die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) verbindet Leser direkt mit Reporterin Lisa Malecha. Das Projekt ist hyperlokal, bringt neue Themen und setzt auf persönliche Ansprache. Einblicke in den digitalen Leserdialog.

Wo entsteht der neue Golfplatz? Diese Frage treibt den Barsinghäuser Olli Schulz um. Also greift er zum Handy und fragt einfach mal bei Reporterin Lisa Malecha via WhatsApp nach. Es wird ihre erste Recherche für „Frag Lisa!“  – dem neuen digitalen Leserdialog der HAZ: Lisa recherchiert, spricht mit den Beteiligten und lüftet am Ende das Golfplatz-Geheimnis. 

Und so funktionert’s: Die Hannoversche Allgemeine Zeitung startete Anfang Februar 2019 mit „Frag Lisa!“ ein interaktives, hyperlokales Projekt: Per WhatsApp eine Frage stellen – und Reporterin Lisa Malecha recherchiert sofort und antwortet direkt. Die Reporterin ist in Barsinghausen im Einsatz. Der Ort liegt westlich von Hannover und zählt etwa 30.000 Einwohner.

Nach zwei Wochen nutzen bereits 350 Menschen den Service – dies übertrifft die Erwartungen der HAZ-Redaktion. Über WhatsApp und Smartphone fragen die Nutzer zum Beispiel nach dem defekten Fahrstuhl am Bahnhof oder sie möchten wissen, was die Stadt gegen die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt tun wird. Die Reporterin geht den Fragen dann sofort nach.

Über den Kanal erhalten die Nutzer widerum ein bis zweimal täglich einen Newsletter.

Whatsapp Verlauf aus Frag Lisa!

Lokaljournalismus heute: nahbar, erreichbar, auf allen Kanälen

Ausdrückliches Lob erhält die Reporterin für die interaktive Aktion ebenfalls. Dabei geht es meist darum, dass sich die Leute für den Vorstoß bedanken, noch näher vor Ort zu sein, und dort ganz direkt ansprechbar zu sein.

„Der Tonfall ist durchweg höflich, beinahe herzlich. Die Nutzer schicken mir interessante Fragen, nette Videos, wünschen einen guten Morgen oder einen schönen Feierabend“, sagt Malecha.

„Basche News“ – also Neuigkeiten über Barsinghausen – direkt auf das Smartphone.

Durch die direkte, persönliche Ansprache bauen die Leser offenbar Berührungsängste ab, trauen sich, alles zu fragen. „Die Nachrichten und Geschichten, die aus den Anregungen per WhatsApp hervorgehen, sind in aller Regel die meistgeklickten Themen auf haz.de/barsinghausen“, sagt Malecha.

Lisa Malecha ganz nah dran.

Das Projekt ist ganz klar Teamwork: Denn Lisa Malecha ist für einige Wochen nur für die Aktion da – Kolleginnen und Kollegen aus anderen Standorten in der Region stützen das Projekt, indem sie die tägliche Redaktionsarbeit übernehmen.

Doch schon jetzt zeigt sich: „Frag Lisa!“ liefert der Redaktion stetig neue Ideen und Themenhinweise, die in die tägliche Berichterstattung über das Geschehen vor Ort einfließen – digital ohnehin, aber auch in Print.

Konkrete Planung oder einfach mal machen?

Das Team um HAZ-Digitalchef Michael Soboll bereitete die Aktion rund zwei Monate lang vor. Redakteurin Lisa Malecha war schnell von der Idee begeistert und mit im Boot.

Während der inhaltlichen Konzeption und technischen Vorbereitung wurden mögliche Szenarien durchgespielt: Was ist, wenn niemand mitmacht? Was, wenn nur unsachliche Fragen gestellt werden? Und wie geht man mit Beschwerden um? Die Sorgen waren unbegründet: Die Resonanz auf den Leserdialog ist sehr positiv.

Für „Frag Lisa!“ setzt die Redaktion vorerst auf simple Technik: Lisa nutzt auf einem Smartphone die WhatsApp-Funktion der Broadcast-Listen, mit der sich bis zu 256 Nummern verwalten lassen. Dann beginnt sie eine zweite Liste, mit weiteren 256 Nummern. So kann sie mit jedem Einzelnen kommunizieren, die Links zu den Artikeln und den Newsletter aber an alle schicken.

Digitaler Leserdialog: Ein Projekt mit Modellcharakter

Möglicherweise bleibt „Frag Lisa!“ nicht das einzige Projekt dieser Art. „Lokalredakteure werden alle tiefer in ihre Leser- und Userschaft eintauchen müssen – und das kann eine Menge Spaß machen, wie unsere Aktion zeigt“, sagt Hendrik Brandt, Chefredakteur der HAZ.

„Frag Lisa!“ läuft übrigens auf vielen Kanälen: Die Menschen aus Barsinghausen erreichen Lisa neben WhatsApp und Email auch per Post: Gemeinsam mit der Citipost wurde für die Aktion einen eigene Postkarte entwickelt, um das Digital-Format zu verlängern.

Formatverlängerung: Diese Postkarte entstand in Kooperation mit der Citipost.

Weitere Einblicke in die journalistische Arbeit der Tageszeitungen von MADSACK gibt´s auf www.madsack.blog.